Vestris 4.0 (2018)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

foto: Christopher Maric

 

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Choreografie ist ein Speicher für Energie, ein Archiv der Bewegungen und Zustände. Wer sich in dieses hineinbegibt, verändert sich. Das Projekt Vestris 4.0 unternimmt den Versuch, einer vorhandenen Choreografie die historische Maske abzunehmen und sie ins Heute zu übersetzen.

Ausgangspunkt dieser Arbeit ist das Tanzstück Vestris von Leonid Yacobson, das der sowjetische systemkritische Choreograf 1969 für den damals noch in der UdSSR lebenden Tänzer Mikhail Baryshnikov kreierte. Es besteht aus kurzen Episoden, die auf Auguste Vestris, einen Tänzer aus dem 18. Jahrhundert, Bezug nehmen. Vestris, für seine Virtuosität bekannt, reformierte auch die Interpretation von Rollen, indem er streng getrennte Fächer (sérieux, demi-caractère und comique) miteinander verschmolz. Als einer der ersten Künstler legte Vestris die bis dahin üblichen Masken des Barocktheaters ab und setzte einen wichtigen Grundstein für die Etablierung des Balletts als eigene Kunstform.

In Vestris 4.0  schlüpft nun die Performerin in das historische männliche Bewegungsmaterial von Yakobson, bricht die Vorlage von innen heraus auf und experimentiert damit, in den Körper eingeschriebene Ausdrucksformen zu dekonstruieren und neu zusammenzubauen. In enger Verbindung mit der packenden Livemusik von Matthias Kranebitter (Electronics) und Maiken Beer (Cello) entstehen neue Bedeutungsebenen und Räume für die Musikalität des Tanzes. Der Körper wird zum Medium, in dem die Tänzerin zwischen persönlicher und europäischer Tanzgeschichte navigiert.

 

Choreografie und Performance Eva-Maria Schaller 

Komposition und Elektronik Matthias Kranebitter

Violoncello Maiken Beer

Bühnenobjekt Elena Peytchinska

Choreografische Begleitung Sabina Holzer

Produktion Imagetanz brut wien, Choreographic signatures

 

Mit freundlicher Unterstützung von Dansateliers Rotterdam, D.ID Dance Identity, Andrea Amort – Tanz-Archiv der Universität für Musik und Kunst der Stadt Wien (MUK) und der Kulturabteilung der Stadt Wien.

fotos: Elena Peytchinska

 

 

english

 

Choreography stores energy, it is an archive of movement and states.Whoever enters it, changes. The piece Vestris 4.0 attempts to reveal an existing choreography under its historical mask and translate it into the present: the performance is based on the dance piece Vestris which the Soviet choreographer and system critic Leonid Yacobson created for dancer Mikhail Baryshnikov. It is made of short episodes that refer back to Auguste Vestris, an 18th century ballet dancer. Vestris, famous for his virtuosity was also one of the first artists to put down the common masks of BAroque theatre, which constituted an important step on the way to establishing ballet / dance as an art form of its own. In the performance now, dancer Eva-Maria Schaller slips into Yakobson's historical male movement material like into a second skin. As she breaks open the original choreography from within, she explores, deconstructs and re-assembles expressions and sensations inscribed in th ebody. The dancer's body becomes a medium navigating through her own individual and common European dance history.